Endlich Feierabend!
Nix wie rauf aufs Rennrad und eine schöne lockere Runde trainieren.
Und so gleite ich kurze Zeit später entspannt durchs Rheintal. Die Sonne glitzert in meinen Speichen und ich lächle ziemlich bescheuert vor mich hin.
In Lorch biege ich in das Wispertal ein und höre plötzlich das surren eines Freilaufs hinter mir. „Klasse“, denke ich, jetzt habe ich so einen Lutscher dranhängen. Egal, soll er doch – mir wird es nicht die nette Feierabendrunde verderben.
So fahren wir also eine Weile – ich guck mich nicht um und der Lutscher macht keine Anstalten mal in die Führung zu gehen, oder wenigstens Hallo zu sagen. Als ich mich mit der Situation gerade arrangiert habe, da passiert etwas Unglaubliches. Der Typ hinter mir im Windschatten fängt an zu pfeifen! Er pfeift laut und auch noch falsch! Ok denke ich, der will Dich nur provozieren – fahr einfach weiter und lass Dir nix anmerken.
Kurze Zeit später hört das Pfeifen auf und neben mir erscheint ein Rennradfahrer. Er fährt das gleiche Rad wie ich und hat ein breites Grinsen im Gesicht. Es ist Thomas vom Team Hochheim, der mir fröhlich auf die Schulter klopft und mich dafür lobt, dass ich so ruhig geblieben bin. Ich grinse zurück und lüge, dass mich heute nix aus der Ruhe bringen könnte (hätte er noch 10 Sekunden länger gepfiffen, wäre ich ausgerastet).
Er fragt, ob wir zusammen fahren wollen. Ich sage natürlich und überlege: so schlimm kann es nicht werden – er ist sicher am Wochenende Rennen gefahren und jetzt noch in der Rekom-Phase. Leider stellt sich heraus, dass er wegen des schlechten Wetters gar nicht gefahren und daher nicht ausgelastet ist.
Wir vereinbaren locker zu fahren – und erhöhen das Tempo. Kurze Zeit später zeigt mein Pulsmesser 160 Schläge. Das ist zwar nicht locker, aber es ist noch gut zu fahren. Nur leider geht es nach ein paar Kilometern in einen Anstieg hinein und mein Puls steigt immer weiter 165…170…175. Da merkt Thomas mit entspanntem Gesichtsausdruck an, dass er nicht vorhabe den Berg hier schnell hochzufahren. Ich auch nicht, beteuere ich. Das Tempo wird daraufhin nochmal erhöht. Ich bleibe dran und bemühe mich nicht mehr auf den Pulsmesser zu gucken.
Geschafft, denke ich. Jetzt kommt nur noch der steile Gegenanstieg und wir sind oben. Thomas fährt mit Vollgas rein und ich hechte hinterher. Es wird steiler und er beschleunigt noch einmal. Ich lasse nicht abreissen und denke an Udo Bölts, der einmal gesagt hat „Du musst Dir befehlen dranzubleiben, egal wie schlecht es Dir geht“.
Oben angekommen zeigt mein Pulsmesser fast 190 und ich bin schon verdammt nah an der Kotzgrenze. Also lächle ich fröhlich zu Thomas herüber. Wir vereinbaren auf der Abfahrt kein Risiko zu nehmen. Dann stürzen wir uns in halsbrecherischer Manier ins Tal. Unten in Kiedrich verabschieden wir uns mit einem lässigen „machs gut, bis demnächst“ voneinander und jeder fährt seiner Wege.
Eine halbe Stunde später bin ich zu Hause, sinke total kaputt auf die Couch und denke nur: es gibt doch nichts entspannenderes als eine lockere Feierabendrunde.