Am Wochenende habe ich einen Rundgang durch Rüdesheim gemacht und meine Aufmerksamkeit auf baufällige und marode Ecken gerichtet. Leider hat ganz Rüdesheim wohl seine besten Tage hinter sich und so muss man nicht lange suchen.
Dieses Schild ist bestimmt noch aus den 60ern und weist Besuchern am Rheinufer den Weg zu einem Tanzlokal:
Ebenfalls am Rheinufer gelegen und schon seit vielen Jahren geschlossen ist der Bierhügel. Früher war er im Sommer ein sehr beliebter Treff der einheimischen Jugend. Manchen Sommer der 80er Jahre habe ich beinahe dort gewohnt
Direkt am Anfang der Rheinstrasse erwartet einen dann die Bauruine des Darmstädter Hofs. Einst eines der besten Hotels von Rüdesheim, ist es jetzt schon seit vielen Jahren geschlossen. Es ist nun in Bankbesitz und soll abgerissen werden. Wer Interesse hat kann das Grundstück kaufen. Soweit ich weiss muss aber die historische Fassade erhalten bleiben:
Direkt neben dem Darmstädter Hof:
Es gibt auf der Rheinstrasse noch mehr renovierungsbedürftiges:
Eigentlich ist dieses Hotel-Restaurant ganz schön gemacht. Für ein neues Terassengeländer hat es aber nicht mehr gereicht:
Weiter Richtung Bahnhof kommt man an einer anderen Legende vorbei. Dem Gnoom:
Seit den 70ern das Zuhause der Rheingauer Rocker, Heavys und Headbanger und weit über seine Grenzen hinaus bekannt. Der Laden ist nicht renovierungsbedürftig, da es in dem Keller schon immer scheisse aussah und die Besucher auch genau das erwarten. Weitere Impressionen gibt es hier in der Bildergalerie.
Ein paar Meter weiter ein Souveniergeschäft der ersten Stunde. Als ich das Foto mache, kommt der Besitzer raus und fragte, ob ich das Haus kaufen wolle. Wir kamen ins Gespräch und er erzählte mir, dass die Geschäfte von Jahr zu Jahr schlechter gingen und er aufgeben müsse:
Ein Blick in die weltbekannte Drosselgasse belegt seine Aussage. Kein einziger Tourist verirrt sich an einem Samstag Mittag hierher:
Es gibt natürlich auch viele schön renovierte Gebäude, wie das Hotel Rüdesheimer Schloss und noch viele andere. Aber die sind nicht Gegenstand dieses Beitrages. Allerdings sind die Nebengebäude und Garagen des Rüdesheimer Schlosses auch nicht gerade eine Augenweide. Da hilft auch die „Terroir“-Kunst davor nicht viel:
Etwas abseits der Altstadt findet man das Tanzlokal, welches mit dem alten Schild am Rheinufer beworben wurde. Ich glaube, der Laden hat schon seit Anfang 2002 geschlossen:
In der Obergasse sind viele Häuser renoviert. Nur hier scheint man noch nicht ganz so weit zu sein:
In den Nebenstrassen der Altstadt ist an Renovierung nicht zu denken. Interessant, dass es den Taxidienst immer noch gibt:
Keine Ahnung, was das mal für ein Geschäft war:
Der Blumenladen hält sich schon ewig – irgendwie…:
Weiter unten Richtung Rheinstrasse zeigt sich auf der Rückseite des Darmstädter Hofes ein Bild der Verwüstung. Es erinnert fast an Ground Zero:
Auch hier werde ich wieder angesprochen und gefragt, ob ich nicht das Grundstück kaufen will:
Eine alte Gasse, die von der Rheinstrasse in die Altstadt führt:
Meinen Rundgang habe ich mit einem leckeren Rotwein und einem 300 Gramm Steak im Weinhaus Endlich (oberhalb des Marktplatzes) ausklingen lassen. Prädikat: empfehlenswert!
Die wenigen Touristen, die ich auf meiner Tour getroffen habe waren angesichts des Zerfalls sichtlich geschockt. Mehr als irgendwelche Sehenswürdigkeiten wurden die Abrisshäuser hinter dem Darmstädter Hof fotografiert.
Aber zum Glück haben wir ja dank des Solis jetzt in den neuen Bundesländern überall blühende Landschaften. Leipzig und Dresden sehen aus wie neu, wer braucht da noch antiquierte Rheinromantik?